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Festtagsbraten Quelle: Westfälischer Anzeiger - Lokalteil Bergkamen 20.12.2008 |
20.12.2008
· RÜNTHE - Den Gänsen geht es an den Kragen. Nicht
eine von ihnen wird auf dem Hof Schulze-Elberg das Weihnachtsfest überleben.
Doch bis sie als Festtagsbraten auf dem Tisch landen, gibt es für
Heidemarie Schulze-Elberg und ihre Mitarbeiter und Helfer noch alle
Hände voll zu tun. Wer hofft, noch eine Weihnachtsgans zu bekommen, der hofft vergebens. Die Tiere sind längst vorbestellt und Heidemarie Schulze-Elberg musste schon zu Jahresbeginn schätzen, wie viele sie verkaufen wird. "Im Februar bestelle ich die Küken", sagt sie. Ab Ende April leben die Tiere auf dem Hof in Rünthe. "Die Gänse sind den ganzen Sommer tagsüber draußen, nur nachts müssen sie wegen der Füchse in den Stall", berichtet die Landwirtin. Zum 11. November, Sankt Martin, beginnt dann die Schlachtzeit für die Gänse. |
Mit Papa Fredi Wlk suchte die vierjährige Xenia gestern einen Weihnachtsbaum aus - und den schmückt natürlich das Christkind höchstpersönlich. - Foto: Bierkämper |
Normalerweise wird jeden Donnerstag geschlachtet, aber in der Weihnachtszeit reicht das nicht mehr. 300 Gänse hatte Heidemarie Schulze-Elberg in diesem Jahr - und fast alle sind zu Weihnachten fällig. "Die meiste Arbeit macht nicht das Schlachten selbst, sondern das Saubermachen der Tiere", sagt Schulze-Elberg. "Durch das kalte Wetter haben die Gänse nochmal Federn geschoben. Da muss man dann mit der Pinzette ran, bis alles sauber ist", sagt sie. Und so wurde an einem Tag bis 23 Uhr geschlachtet, bis 2 Uhr waren die Gänse verpackt "und um 5 Uhr bin ich wieder aufgestanden". Helfer seien schwer zu bekommen, aber für jede helfende Hand ist die Landwirtin dankbar. Ein gutes Dutzend fasst in der Weihnachtszeit mit an. Zum Teil sind dies Freunde: "Manchmal helfen sogar die Reiter, die bei uns ihre Pferde abstellen." Mit vollem Einsatz kämpft Heidemarie Schulze-Elberg um jeden Helfer. Eine junge Russin, die schon häufiger mithalf, sollte ausgerechnet jetzt einen Sprachkurs besuchen. "Ich habe überall angerufen und um Hilfe gefragt", berichtet die Landwirtin. Schließlich habe sie durchsetzen können, dass ein Sprachkurs auch später durchgeführt werden kann. Auch zwei Polinnen ließ die Rüntherin einfliegen. Es sind zwei der Kräfte, die regelmäßig beim Spargelstechen helfen. "Ich habe die Arbeitserlaubnis beantragt und dann haben wir im Internet einen Flug gebucht", berichtet die 66-Jährige. Während
die Gänse alle längst reserviert sind, können aber noch
Weihnachtsbäume gekauft werden. Seit 30 Jahren ist dieser Verkauf
für den Hof ein Nebengeschäft in der Weihnachtszeit. "Das
ist durch einen Zufall entstanden", erzählt Heidemarie Schulze-Elberg.
Vor 30 Jahren habe die katholische Kirchengemeinde Rünthe vergessen,
Weihnachtsbäume zu kaufen. "Wir haben ein Grundstück im
Sauerland und mein Mann sagte damals: ,Das macht doch nichts, ich fahr
mal eben'. Und dann hat er sich um 4 Uhr morgens auf den Trecker gesetzt
und hat Bäume geholt." Und dabei habe er vorsorglich ein paar
mehr mitgebracht, die sich wunderbar verkauften. So wurden es Jahr für
Jahr ein paar Nordmanntannen mehr. Je nach Größe tauscht Heidemarie
Schulze-Elberg auch manchmal Tannen. "Hier bei uns werden meist 2,50
bis 2,80 Meter große Tannen gekauft." - sb |